SuCess - Supply Chain Efficiency and Sustainability zeigt die Zukunft der Logistik. Globales, effizientes und nachhaltiges Supply Chain Management bietet für Industrie und Handel ein enormes Wettbewerbspotential, das es zu erschließen gilt. Der Blog SuCess beschreibt neueste Entwicklungen und Trends im spannenden Umfeld des Supply Chain Managements und stellt Best Practices der erfolgreichsten Unternehmen vor.

SuCess - Supply Chain Efficiency and Sustainability

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Über den Versuch die Welt zu retten - Teil 5: Emissionshandel

Im Dezember 1997 kamen die Teilnehmer des Weltklimagipfels im japanischen Kyoto überein, dass der Himmel über uns nicht mehr als Gratis-Deponie missbraucht werden darf. Wer in der Atmosphäre seinen Dreck hinterlässt, sollte gefälligst Abfallgebühren zahlen - die Idee des Emissionshandels war auf dem Tisch. Beileibe keine neue Idee, da bereits Ende der sechziger Jahre kanadische Wissenschaftler das Problem der Luftverschmutzung mit handelbaren Zertifikaten bekämpfen wollten. Aber sei es drum, manchmal braucht die Politik eben etwas länger... 


Entwicklung des CO2-Preises seit 2009
Mit dem Prinzip des Emissionshandels sollten also klimaschädliche Produkte und Herstellungsverfahren teurer, klimaschonende hingegen billiger werden. Die Emissionszertifikate schaffen für Unternehmen einen finanziellen Anreiz, möglichst klimaschonend zu produzieren. In der EU hat der Handel mit Verschmutzungsrechten seit 2005 beachtliche Fortschritte erzielt. Nachdem in der ersten Runde des Emissionshandels bis 2009 die Zertifikate noch unentgeltlich zugeteilt wurden, mussten in der zweiten Runde bereits die Hälfte der Verschmutzungsrechte von den betroffenen Unternehmen gekauft werden. In Deutschland müssen etwa 2000 Industrieanlagen, vor allem Kraftwerke, Stahlhütten und Raffinerien, Zertifikate kaufen. Seit einiger Zeit ist auch im Gespräch den Flugverkehr in das System mit einzubinden. Je mehr daran teilnehmen müssen, desto höher die Nachfrage - und damit der Preis je Tonne CO2.   

Das schöne am Emissionshandel ist, dass Unternehmen selbst entscheiden können wie sie ihre CO2-Emissionen verringern wollen. Wenn es für ein Unternehmen günstiger ist, CO2 durch eine verbrauchsärmere Maschine einzusparen, wird es seine Zertifikate nicht selbst einsetzen, sondern zu dem aktuellen Marktpreis verkaufen. Im Gegenzug können Betriebe, die mehr Verschmutzugszertifikate benötigen als ihnen zugeteilt wurden, diese an der Börse zukaufen. Dadurch wird also rein theoretisch immer dort CO2 eingespart, wo es sich am meisten lohnt. Hört sich nach einem gelungenen System an, doch nun kommt uns die EEG-Umlage aus Teil 4 der umweltpolitischen Serie in die Quere...

Betrachtet man die Auswirkungen des Emissionshandels und des EEGs gemeinsam, wird es interessant. Denn kurioserweise führt der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland, welcher durch die EEG-Umlage stark subventioniert wird, dazu, dass der Preis für Emissionszertifikate sinkt. Das steigende Angebot an Ökostrom verringert die Nachfrage nach konventionellem Strom, wodurch weniger Emissionszertifikate gebraucht werden. Über den niedrigen Preis freuen sich Energieversorger in Polen oder Tschechien, die die Zertifikate gut gebrauchen können und gerne zugreifen. Die Subventionen für Solar- und Windkraftanlagen sparen also kein einziges Gramm CO2 ein, verzerren jedoch die Preise im Emissionshandel. Hans-Werner Sinn, Chef des Müncher Ifo-Instituts, spricht vom "grünen Paradoxon": "Jeder weitere Windflügel, der auf deutschen Auen errichtet wird, und jede neue Solaranlage, die auf den Häusern glitzert, kurbelt im gleichen Umfang, wie hier Strom erzeugt und CO2-Ausstoß vermieden wird, die Produktion entsprechender Treibhausgase im Rest Europas an." Diese Einsicht verlangt wirklich einen Blick über den Tellerrand - mir war das zumindest bis vor kurzem absolut nicht bewusst.

Im nächsten Teil meiner umweltpolitischen Serie stelle ich ein etwas weniger politisches Thema vor. Dafür rückt die Logistik wieder mehr in den Vordergrund. In Teil sechs geht es um Bioäpfel.

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