In unseren Supermärkten sind die Warenauslagen immer prall gefüllt, doch jeder von uns kennt den Moment wenn zuhause die Verpackung geöffnet wird, und häufig gähnende Leere herrscht. Jede Menge Luft steckt in vielen Produktverpackungen und gaukeln uns Verbrauchern einen größeren Inhalt vor. Dabei sind die Hersteller sehr kreativ - aufgeblasene Tüten, doppelte Böden, große Deckel, dicke Innenwände oder schlicht überdimensionierte Kartons. Wer nicht auf den Preis pro Kilo achtet greift hier schnell zu mehr Verpackung und weniger Inhalt. Leidtragender ist nicht nur der Verbraucher, auch Logistik-Dienstleister könnten deutlich mehr Waren bei gleicher Kapazität transportieren, wenn man nur die Luft aus der Verpackung lässt.
Die Verpackung von Luft wird unter dem Röntgengerät sichtbar |
Dabei schreibt das Gesetz sogar vor, dass Packungen so gestaltet sein müssen, dass sie keinen größeren als den tatsächlichen Inhalt vortäuschen. Rechtlich geht man von einer Täuschung des Verbrauchers aus, wenn der Luftanteil im Inneren mehr als 30 Prozent beträgt. Allerdings lässt das Gesetz auch Ausnahmen zu, etwa wenn die Füllhöhe technisch bedingt ist und sich ein höherer Luftanteil somit nicht vermeiden lässt. Das zu überprüfen ist freilich sehr aufwendig, und so berufen sich Hersteller oft und gern auf diese Ausnahmeregelung. So gehen bei Verbraucherzentralen regelmäßig Beschwerden ein, in denen sich Kunden getäuscht fühlen. Nestlé beispielsweise verkauft sein KitKat-Eis in Kartons à vier Tüten mit jeweils 100 ml. Verpackt ist das Eis jedoch in einem Karton, der neben dem Eis nochmal 1100 ml Luft enthält. Somit könnte Nestlé eigentlich fast dreimal so viel Eis in die Verpackung und an den Endkunden bringen.
So führten Verbraucherzentralen wieder einmal einen Schritt in Richtung mehr Transparenz durch, und legten ungeöffnete Packungen schlichtweg unter ein Röntgengerät, um Hohlräume sichtbar zu machen. Die Ergebnisse waren verblüffend. Von 30 untersuchten Proben enthielten 23 mehr als die eigentlich zugelassenen 30 Prozent Luftanteil, neun sogar mehr als 50 Prozent. Natürlich haben diese Mogelpackungen auch dramatische Auswirkungen auf unsere Umwelt, da deutlich mehr Müll entsteht als eigentlich nötig wäre. Die Menge der Verpackungsabfälle ist heute deutlich höher als vor zehn Jahren. 2011 wurden deutschlandweit rund 17 Millionen Tonnen Verpackungsmüll produziert. Das entspricht einem Berg, der 2.250 mal mehr wiegt als die Stahlkonstruktion des Eiffelturms. Da erscheint das von der EU in Erwägung gezogene Verbot der Plastiktüte gerade mal wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
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