Einer der zentralen Handlungsfelder nachhaltiger Logistik ist zweifelsohne die Transportleistung, die einen wesentlichen Anteil an den globalen CO2-Emissionen verursacht. Etwa 90% der globalen Warenströme werden per Seefracht versendet, wohingegen innereuropäische Transporte zu einem großen Teil über den Straßenverkehr abgewickelt werden. Das Güterverkehrsaufkommen in Europa, das von Jahr zu Jahr auch aufgrund logistischer Strategien wie Just-in-Time oder Efficient Consumer Response kontinuierlich wächst, trägt inzwischen über 20% zu den CO2-Emissionen der Wirtschaftsunion bei. Eine Studie der Allianz pro Schiene zeigt deutlich, dass die Logistikbranche seit 1990 keine ausreichenden Anstrengungen unternommen hat, Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, geschweige denn konstant zu halten. Viele Industriezweige, unter anderem auch Energieversorger könne hier eine wesentlich bessere Bilanz vorweisen.
Entwicklung der CO2-Emissionen von 1990 - 2009 |
Wo liegen also die Gründe für das schlechte Abschneiden von Logistik-Dienstleistern und ihren Subunternehmern? Über Alternativen zum klassischen LKW-Transport wird seit Jahren ausführlich diskutiert und ökologiegerechtere Lösungen wie der Modal Split, der eine Verlagerung der Transportleistungen von Straße auf Schiene vorsieht, sind nicht neu.
Die geringe Attraktivität der Bahn wird häufig mit schlechtem Kundenservice, geringer Flexibilität und einem zu hohen Mindestvolumen seitens der Bahn begründet. Darüberhinaus besitzen viele Unternehmen keinen direkten Gleisanschluss. Auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbare Gründe, die allerdings bei genauerer Betrachtung nicht mehr ganz zeitgemäß erscheinen.
Einerseits bietet Europa ein weltweit einzigartiges Schienennetz an, das nicht nur Metropolregionen effizient miteinander verbindet, sondern auch ländliche Regionen fast vollständig erschlossen hat. Grenzübergreifender Schienenverkehr stellt bereits seit Jahren kein Hindernis mehr da. Der Münchner Autobauer BMW denkt aktuell sogar darüber nach, Transporte von Deutschland nach China über die Schiene statt per Schiff durchzuführen. Eine reibungslose Verbindung vorausgesetzt, ergeben sich Zeitersparnisse von mehreren Tagen. Darüberhinaus bietet eine Vielzahl von Güterverkehrszentren (GVZ) den einfachen Umstieg von Straße auf Schiene bei gleichzeitiger Sendungskonsolidierung. Dieses Hub-and-Spoke System ist beispielsweise bei FedEx bereits seit Jahrzehnten im Einsatz und ermöglicht eine effiziente Tourenplanung bei gleichzeitiger Verringerung des Leerfahrtenaufkommens. Gute Gründe, die Schiene in eine nachhaltige Transportplanung mit einzubeziehen, sind durchaus lohnenswert.
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